Monatliche Archive: März 2009

11 Beiträge

Patente oder Märkte?

Patente gewähren ihrem Besitzer exklusive Rechte und werden darum als innovationsförderlich angesehen. Dazu wurden sie ja auch erschaffen. Debrah Meloso Jernej Copic und Peter Bossaerts schlagen in einem „Science“-Artikel ein alternatives Markt-basiertes System vor, um (finanzielle) Anreize für Innovationen zu schaffen, ohne damit der restlichen Welt Einschränkungen aufzuerlegen. Ihre Experimente legen nahe, dass diese vorgeschlagene System genau so gut und in einem Fall sogar besser abschneidet als das Patentsystem. Trotzdem wagen sie nicht vorzuschlagen Patente anzuschaffen, sondern schließen mit:

„In summary, our experimental findings suggest that the patent system is not a universally superior way to incentivize intellectual discovery. We proposed a markets system that we found to work equally well, and in one respect, better. Our markets system avoids many of the problems associated with a patent system. Its main feature is that everyone shares in the fruits of intellectual discovery, because everyone starts with shares in the components of potential discoveries; still, all those who actually spent the time to find the best solution have the potential to earn more.“

Patente haben in meinen Augen verschiedene Schwierigkeiten. So haben sich beispielsweise Firmen auf die Vermarktung von Patenten spezialisiert. Sie tun nichts anderes als Patente kaufen, Lizenzen dafür weiterzugeben und vor Gericht ziehen um produktiven Firmen das Leben schwer zu machen. Sie produzieren keinerlei gesellschaftlichen Mehrwert, sind keineswegs innovativ und produzieren nicht mal innovationslose Güter. Sie kosten bloß Geld. Andere Schwierigkeiten zeigen sich in Enwicklungsländern, wo Menschen verhungern oder an Krankheiten sterben, weil „wir“ ihnen verbieten die nötigen Medikamente, Dünger, Pflanzenschutzmittel, … selbst zu produzieren und sie ihnen nur teuer verkaufen. Abgesehen davon scheint es auch an der Umsetzung hin und wieder zu hapern. Es werden sehr viele Patente erteilt, obwohl die Sache nicht neu oder eigentlich trivial ist. Erst wenn dann jemand klagt und das Gegenteil beweist werden diese zurückgenommen. Oder wie ist das mit den Bauern, die ihre Kartoffeln im nächsten Jahr nicht wieder stecken dürfen – weil das Saatgut patentiert ist und sie deshalb gezwungen sind wieder neues Saatgut zu kaufen?

Naja, den Pre-Print des Artikels gibt es auf der Webseite von Debrah Meloso zu lesen. Die engültige Fassung ist leider nur einer ausgewählten Leserschaft zugänglich, nämlich den Abonnenten des Wissenschaftsmagazins Science. (Was ich daran schon wieder auszusetzen habe erzähle ich ein ander Mal ausführlicher als hier.) Gefunden habe ich die Veröffentlichung über golem.de.

Wahlcomputer sind Verfassungswidrig

Es hat sich wieder einmal bestätigt: Die wichtigste Instanz der heutigen Politik sitzt in Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht. Es ist zwar traurig, dass es in letzter Zeit so oft eingreifen muss, und sich die Politiker nicht schon an unserer Grundwerte besinnen, bevor sie etwas beschließen. Aber es ist ja schön zu sehen, dass das System insgesamt noch funktioniert. Wenn doch auch stark zeitverzögert. Immerhin sind seit neune Jahren in Köln „digitale Wahlhelfer“ im Einsatz und erst heute wurde ganz klar bestätigt, dass sie in der bisherigen Form nicht erlaubt sind.

Ein Arbeitskollege meinte neulich zu dem Thema „Bei Wahlmaschinen ist es so wie bei allen Maschinen: Sie sollen einem die Arbeit abnehmen. Hier konkret: die Arbeit des Wählens.“ – So ironisch dieser Kommentar ist, so einfach ist es jedoch die Wahlcomputer zu manipulieren.

Schon seit Jahren wird kritisiert, dass bei der Verwendung von Wahlmaschinen für den Bürger die Wahl nicht mehr nachvollziehbar ist. Dies ist nun auch einer der Hauptgründe für das Verbot der Wahlmaschinen.

Der Vollständigkeit halber: netzpolitik.org berichtet natürlich auch, und sogar SWR1 hat darüber berichtet.

Johannes Kreidler und die GEMA (2)

Ihr erinnert euch sicherlich noch an die Kunst-Aktion von Johannes Kreidler. Er ist Mitglied bei der GEMA und hat ein 33-Sekunden Musikstück („Product Placements“) komponiert, in welchem er 70200 andere Musikstücke wiederverwendet. Nun gibt es eine Doku dazu bei YouTube die sehr zu empfehlen ist:


YouTube  

(gefunden übrigens auf netzpolitik.org)

Sixtus vs. Lobo

Die Blinkenlichten Produktionen haben seit einem Monat ein neues Format im Angebot: Sixtus vs. Lobo. Meiner Ansicht nach lange nicht so sehenswert wie der Elektrische Reporter, aber der Ein- oder Andere von euch hat sicherlich seinen Spaß daran.

Kurz: Sixtus und Lobo hauen mit schnellen, stichelnden Hieben aufeinander ein ohne dabei die in Verlgenheit zu kommen etwas gesagt zu haben. Ist nett und unterhaltsam, sofern man mit den Themen etwas anfangen kann. Sonst wohl eher langweilig und trotzdem hektisch. Ich kann nur empfehlen: reinschauen und sich selbst ein Bild ähh… Video machen.

Spiegel-Offline?

Kann sich der Leiter des Hauptstadtbüros des „Spiegel“ folgende Aussage leisten?

„Ich bin so gut wie gar nicht im Netz unterwegs und kann deshalb keine Website empfehlen. Stattdessen empfehle ich die Monatszeitschrift „Merkur“. Dort finden sich immer ausgeruhte, kluge Essays.“ (Dirk Kurbjuweit auf die Frage des Tagesspiegel „Welche Webseite können Sie empfehlen?“)

Gefunden habe ich das in der Glaserei (Stuttgarter Zeitung) – das ist ja fast so schlimm wie bei den Politikern, die sich das Internet von ihrer Sekretärin ausdrucken lassen.