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Veranstaltungstipps Stuttgart

Deutschland 09

Über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 40 Jahre nach dem studentischen Aufbruch 1968, 30 Jahre nach dem „Deutschen Herbst“ 1977, 20 Jahre nach dem Fall der deutsch-deutschen Grenze 1989 und mitten im gesellschaftlichen Umbruch der „Agenda 2010“ auf dem Weg in die globalisierte Welt des 21. Jahrhunderts, findet sich eine Gruppe von Kino-Regisseurinnen und Regisseuren aus Deutschland zusammen, um aus ihren individuellen Blickwinkeln ein Panoramabild der gesellschaftlichen und politischen Situation der heutigen Bundesrepublik zusammenzusetzen.

Die 13 kurzen Filme sind sehr unterschiedlich, die Zusammenstellung fordert heraus und regt zum Nachdenken an, davon bin ich überzeugt. Ihr habt genau 1 Woche Zeit (26.03. bis 01.04.09) ins Stuttgarter atelier am bollwerk (oder eines der wenigen anderen Kinos in Deutschland, die den Film zeigen) zu gehen und euch selbst eine Meinung darüber zu bilden.

MEINE DATEN!

„Identitätsdiebstahl“, „Scoring“, „gläserner Bürger“, „Onlinedurchsuchung“ sind aktuelle Schlagwörter, die viele Menschen verunsichern. Und in der Tat geben wir, bewusst oder unbewusst, tagtäglich Unmengen von persönlichen Daten preis, die auch missbraucht werden können.
Datenschutz wird immer wichtiger, nicht nur um einem unerwünschten Werbebombardement zu entgehen. Datenschutz entscheidet heutzutage auch über Lebenschancen und ist Voraussetzung für eine lebendige Demokratie.

MEINE DATEN! Das Frühjahrsfestival zum Datenschutz der Stadtbücherei Stuttgart beleuchtet Grundsatzfragen des Datenschutzes.

Gefunden habe ich das übrigens bei annalist und dem CCCS.

Patente oder Märkte?

Patente gewähren ihrem Besitzer exklusive Rechte und werden darum als innovationsförderlich angesehen. Dazu wurden sie ja auch erschaffen. Debrah Meloso Jernej Copic und Peter Bossaerts schlagen in einem „Science“-Artikel ein alternatives Markt-basiertes System vor, um (finanzielle) Anreize für Innovationen zu schaffen, ohne damit der restlichen Welt Einschränkungen aufzuerlegen. Ihre Experimente legen nahe, dass diese vorgeschlagene System genau so gut und in einem Fall sogar besser abschneidet als das Patentsystem. Trotzdem wagen sie nicht vorzuschlagen Patente anzuschaffen, sondern schließen mit:

„In summary, our experimental findings suggest that the patent system is not a universally superior way to incentivize intellectual discovery. We proposed a markets system that we found to work equally well, and in one respect, better. Our markets system avoids many of the problems associated with a patent system. Its main feature is that everyone shares in the fruits of intellectual discovery, because everyone starts with shares in the components of potential discoveries; still, all those who actually spent the time to find the best solution have the potential to earn more.“

Patente haben in meinen Augen verschiedene Schwierigkeiten. So haben sich beispielsweise Firmen auf die Vermarktung von Patenten spezialisiert. Sie tun nichts anderes als Patente kaufen, Lizenzen dafür weiterzugeben und vor Gericht ziehen um produktiven Firmen das Leben schwer zu machen. Sie produzieren keinerlei gesellschaftlichen Mehrwert, sind keineswegs innovativ und produzieren nicht mal innovationslose Güter. Sie kosten bloß Geld. Andere Schwierigkeiten zeigen sich in Enwicklungsländern, wo Menschen verhungern oder an Krankheiten sterben, weil „wir“ ihnen verbieten die nötigen Medikamente, Dünger, Pflanzenschutzmittel, … selbst zu produzieren und sie ihnen nur teuer verkaufen. Abgesehen davon scheint es auch an der Umsetzung hin und wieder zu hapern. Es werden sehr viele Patente erteilt, obwohl die Sache nicht neu oder eigentlich trivial ist. Erst wenn dann jemand klagt und das Gegenteil beweist werden diese zurückgenommen. Oder wie ist das mit den Bauern, die ihre Kartoffeln im nächsten Jahr nicht wieder stecken dürfen – weil das Saatgut patentiert ist und sie deshalb gezwungen sind wieder neues Saatgut zu kaufen?

Naja, den Pre-Print des Artikels gibt es auf der Webseite von Debrah Meloso zu lesen. Die engültige Fassung ist leider nur einer ausgewählten Leserschaft zugänglich, nämlich den Abonnenten des Wissenschaftsmagazins Science. (Was ich daran schon wieder auszusetzen habe erzähle ich ein ander Mal ausführlicher als hier.) Gefunden habe ich die Veröffentlichung über golem.de.

Spiegel-Offline?

Kann sich der Leiter des Hauptstadtbüros des „Spiegel“ folgende Aussage leisten?

„Ich bin so gut wie gar nicht im Netz unterwegs und kann deshalb keine Website empfehlen. Stattdessen empfehle ich die Monatszeitschrift „Merkur“. Dort finden sich immer ausgeruhte, kluge Essays.“ (Dirk Kurbjuweit auf die Frage des Tagesspiegel „Welche Webseite können Sie empfehlen?“)

Gefunden habe ich das in der Glaserei (Stuttgarter Zeitung) – das ist ja fast so schlimm wie bei den Politikern, die sich das Internet von ihrer Sekretärin ausdrucken lassen.

Urheberrecht ?!?

Gerade habe ich auf iRights.info einen Aufsatz von Sudabeh Mohafez gefunden. Sie ist freie Autorin in Stuttgart, geboren in Teheran. Eine E-Mail aus dem Iran hat sie zum Nachdenken über das Urheberrecht angeregt, denn der Iran hat kein internationales Urheberrechtsabkommens unterzeichnet. Dort werden Werke übersetzt, ohne irgendwelche Rechte dafür zu erwerben.

Heute ist sie stolz, dass ihre Texte auch in ihrem Heimatland gelesen werden können. Auch wenn sie nur indirekt daran verdient.

Links:

Der Aufsatz: http://irights.info/index.php?id=747
Ihre Webseite: http://www.sudabehmohafez.de
Ihr Blog: http://eukapi.twoday.net/ (Feed)
Artikel im Arbeit 2.0 Blog: http://irights.info/blog/arbeit2.0/

Patientenquittung

Ich habe ja (hier) von dem Recht geschrieben, beim Arzt eine Patientenquittung zu erhalten. Ich finde das immer noch für sehr interessant und halte diese Möglichkeit für ein wichtiges Kontrollinstrument.

Nach einigem Hin und Her hat es meine Zahnärztin nun geschafft mir die Quittung zukommen zu lassen. Mit einiger Überraschung, denn es wurde insgesamt der Betrag von 47,49 EUR abgerechnet. Es war zwar „nur“ eine Vorsorgeuntersuchung, bei der noch eine scharfe Kante an einem Zahn abgeschliffen wurde, da aber Zahnärzte nicht gerade zu den schlechtesten Verdienern gehören und ja auch noch Arzthelferinnen und Kosten für die Praxis davon bezahlt werden hätte ich mehr erwartet. Es war ja auch die erste Untersuchung beim neuen Zahnarzt, ich denke mal, dass nächstes Mal noch etwas weniger anfällt.

Bei meinem vorletzten Zahnarztbesuch war ich noch bei einem anderen Zahnarzt. Der hat damals eine kleine Füllung gemacht und die Kante nicht sauber abgeschliffen. Das hat die „Neue“ jetzt nachgeholt und ich wurde um 10 EUR Praxisgebür gebeten. Dafür, dass die Zahnärztin eine Fehler ihres Vorgängers behoben und dies mit 8,52 EUR berechnet hat. – Irgendwie ein komisches Abrechnungsverfahren…

Probiert es doch auch mal aus und bittet den Arzt oder Zahnarzt nach dem nächsten Besuch euch eine solche Patientenquittung auszustellen.