Auf http://zensurprovider.de/ gibt es eine Liste der Internetprovider, die sich Frau von der Leyen anschließen wollen…
Gesellschaft
Im Amtsblatt der Stadt Korntal-Münchingen vom 5. Februar 2009 schreibt die Stadtverwaltung stolz über die Eröffnung der Online Bibliothek.
Bibliotheken sind sehr wichtig für unsere Gesellschaft, weil sie jedem Einzelnen den Zugang zu Wissen verschaffen; unabhängig von seinen finanziellen Mitteln. Nur diese Möglichkeiten erlauben uns freie Entfaltung, persönlichen Fortschritt und die Bildung einer eigenen Meinung. Eine Bibliothek bietet uns Meinungsvielfalt, die in Rundfunkmedien nicht möglich ist.
Wenn ich ein Buch ausleihe, muss ich es nach einer gewissen Zeit wieder zurückgeben. Ganz einfach darum, weil es jemand anderes vielleicht auch noch lesen möchte. Computertechnologie, weltweite Vernetzung und digitale Medien sind aber im Grundsatz anders. Wenn ich ein Dokument erhalte, so wird es kopiert. – Es wird vervielfältigt, ohne finanziellen oder materiellen Aufwand. Die „neue“ Technik ermöglicht also, dass Wissen einer noch breiteren Masse auf einmal zur Verfügung gestellt wird, einfach deshalb, weil digitale Information nicht weg ist, wenn man sie jemandem gibt. Im Internet steckt Potential ALLE Menschen mit Bildung und Wissen zu versorgen. Was liegt also näher, als dass eine Bibliothek dieses Medium nutzt um Ihrem Auftrag von Bildung und Wissensbereitstellung nachzukommen?
Leider wurde diese Potential bei der Onlinebibliothek nicht genutzt. Im Gegenteil: Es wurde viel technischer Aufwand betrieben, um mittels DRM (Digital Rights Management) „sicherzustellen“, dass die Dokumente immer nur von einer Person verwendet werden können. Ausgeliehene Bücher z. B. kann man nach 7 Tagen nicht mehr öffnen. Desweiteren ist es darum für Personen, die ein anderes Betriebssystem als Microsoft Windows einsetzen nicht möglich die Onlinebibliothek zu nutzen. Das ist nicht fair, weil nicht alle Bibliotheksbenutzer gleich behandelt werden, geschweige denn dem grundätzlichen Auftrag einer Bibliothek zuträglich.
„Aber die Verleger und Autoren müssen doch bezahlt werden, darum brauchen wir diese technischen „Schutzmaßnahmen“. – Ohne diese könnten wir gar kein Online-Angebot aufbauen.“ Höre ich Sie jetzt schon denken. Mit diese Antwort machen sich es leider viele sehr einfach. Meiner Ansicht ist dies nur eine Ausrede, weil man sich keine Gedanken machen will. Stellen Sie sich doch bitte mal folgenden Fragen:
- Was ist der Auftrag eine Bibliothek?
- Wie kann dieser Auftrag mit Hilfe von Digitaltechnologie am besten wahrgenommen werden?
- Warum gibt es überhaupt öffentliche Bibliotheken? – Hatten die Buchdrucker und Autoren mit dem Aufkommen von öffentlichen Bibliotheken nicht vor vielen Jahrzenten schon einmal zu kämpfen?
- Warum gibt es sie trotzdem, es könnte sich doch auch jeder die Bücher kaufen, dann haben die Autoren und die Buchdrucker mehr Einnahmen.
- Warum setzen sich die Bibliotheken nicht für freie Inhalte ein, die z. B. unter eine CreativeCommons-Lizenz stehen und damit wirklich für ALLE verfügbar sind?
- Warum finanzieren Bibliotheken keine frei verfügbaren Inhalte?
Was meine Ansicht über die Aufgabe einer Bibliothek ist sollte mittlerweile klar geworden sein: Dem Volk einen Zugang zu Wissen und Bildung zu verschaffen. Und zwar angepasst an die jeweils aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnisse und Technologien. Sie sollen von der Allgemeinheit finanziert werden und für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Wenn Geschäftsmodelle einer bestehenden Verlags- und Produzentenindustrie diesem Auftrag widersprechen sollten die Geschäftsmodelle überarbeitet, nicht die Verfügbarkeit von Wissen eingeschränkt werden.
In der aktuellen Situation sehe ich die Aufgabe der Bibliotheken darin, auf Verläge und Autoren zu zugehen und neue Wege zu erarbeiten. Bisher ensteht Literatur weil ein Autor die Hoffnung hat, sein Werk über einen Verlag an den Markt zu bringen und dann von diesem eine Entlohnung zu bekommen. (Nebenbemerkung: Ich glaube dass viele Autoren von den Verlagen ausgenutzt werden und nicht die Entlohnung erhalten, die Ihnen zusteht.) Würden Autoren direkt von der Öffentlichkeit (z. B. über Bibliothekten) finanziert, so könnten ihre Werke einem viel breiteren Publikum zur Verfügung gestellt werden – und man müsste kein Geld für technische Schutzmaßnahmen verschwenden.
Weitere Informationen zu DRM gibt es auf netzpolitik.org und drm.info.
Wer sich ganz allgemein für Themen wie diese interessiert, dem empfehle ich die Bücher der Bundeszentrale für Politische Bildung: Die Politik der Infosphäre und Urheberrecht im Alltag, welche dort für 2 EUR bestellt oder als pdf heruntergeladen werden können.